João Aboim übernimmt die Leitung der EDLA

INTERVIEW

João Aboim übernimmt die Leitung der Escuela de las Artes des Teatro del Lago (EDLA)

„Kreativität muss weiterhin der Motor auf der Suche nach Exzellenz bleiben”. Seit Februar dieses Jahres hat die Escuela de las Artes des Teatro del Lago mit dem gebürtigen Portugiesen João Aboim einen neuen Direktor. Aboim war an bedeutenden europäischen Theatern wie dem Royal Opera House London, dem Maggio Musicale di Firenze und der Arena di Verona tätig, ein Erfahrungsschatz, den der Pianist und Regisseur jetzt am Teatro del Lago weitergeben kann.

Aboim soll die Kunstschule noch professioneller machen und ihr den nötigen Anstoß geben, höchsten Ansprüchen gerecht zu werden, für junge Menschen für die Musik und Kunst Teil ihres Lebens wird, und auch für jene, die daraus ihr Lebensziel machen wollen. Sein Werdegang und seine künstlerische Laufbahn legen Zeugnis ab von einem Mann vom Fach, der weiß, wie man eine künstlerische Ausbildung auf professionelle Beine stellt.

João wurde in Lissabon geboren, studierte Klavier bei Joao Maria Pires und anschließend am Royal College of Music in London. Als Solist trat er sehr früh mit Orchestern wie dem Gulbenkianorchester Lissabon auf. Als Musiker, Schauspieler und Komponist wirkte er an zahlreichen erfolgreichen Theaterproduktionen mit. Seine Tätigkeit als stellvertretender Direktor, Regisseur und Regieassistent führte ihn an Opernhäuser wie Teatro di San Carlo di Napoli, Teatro del Maggio Musicale Fiorentino, Arena di Verona, Festival d’Opera di Macerata, Teatro Verdi di Pisa, an das LAC-Lugano Arts Center- und Teatro de la Maestranza de Sevilla.

Die Escuela de las Artes Teatro del Lago hat in den mehr als zehn Jahren ihrer Existenz über 6500 Kinder, Jugendliche und Erwachsene der Seenregion Chiles und darüber hinaus ausgebildet und ist damit Referenz für ein einzigartiges künstlerisches Ausbildungsmodell. Unter der Schirmherrschaft eines internationalen Theaters hat sie eine starke soziale Wirkung. Mehr als die Hälfte der Schüler erhalten Stipendien. Zum Ausbildungsprogramm gehören Kurse zur Einführung in die Musik, Ballett, Chor und Instrumentalmusik (Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Flöte). Ab heuer wird auch Flamenco und Jazz Dance angeboten.

Aufgrund der weltweiten Pandemie werden die ca. 400 Studenten bis auf Weiteres online unterrichtet.

Wir haben mit João Aboim über seine neue Herausforderung gesprochen.

Was bedeutet diese Aufgabe für Sie?

Die Leitung der Escuela de Artes zu übernehmen, ist für mich die Realisierung des tiefen Wunsches, Teil eines Teams von außerordentlichen Künstlern und Pädagogen zu sein, die eine wichtige Aufgabe haben: heutigen und künftigen Generationen Chiles das Verständnis für Kunst weiterzugeben. Es bedeutet auch die Herausforderung, die Schule in der Gemeinschaft noch stärker zu verankern, ein ständig sich erneuerndes Ausbildungsangebot zu haben, das Image der Schule gegenüber staatlichen, kulturellen und Bildungsinstitutionen und Organisationen zu stärken, um neue akademische Kooperationen einzuleiten und die Schule und das von ihr künstlerisch Erreichte international bekanntzumachen.

 

Wie sehen Sie die Escuela de las Artes und welche Ziele haben Sie sich für dieses Jahr gesetzt?

Die Escuela de las Artes hat einen hohen Qualitätsanspruch, in Chile und international. Das vergangene Jahr hat aufgrund der Pandemie die Art und Weise, wie unterrichtet wurde, geprägt. Unsere erste Herausforderung wird es sein, alle Mittel zu optimieren, damit wir so bald wie möglich wieder beieinander sein können, natürlich immer unter Bedachtnahme auf die Sicherheit.

 

Wie schätzen Sie die bisherige Arbeit der Escuela de las Artes ein?

Die bisherige Arbeit der Kunstschule war fundamental für die Entwicklung der Seenregion und des ganzen Landes. Ihre Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft von Frutillar ist heute ein Modell, das weltweit Vorbilcharakter hat. Die Mission der Stiftung Teatro del Lago und ihrer Escuela de las Artes, Kunst, Kultur und Bildung zu vermitteln, bildet ein wichtiges Bindeglied zur Gemeinde und hat die Schule in den genannten Bereichen stark positioniert. Alle drei bilden Grundvoraussetzungen für Wachstum und echte Entwicklung.

 

Wo sollte Ihrer Meinung nach der Hauptfokus der Escuela de las Artes Teatro del Lago in den nächsten Jahren liegen?

Der Fokus sollte auf der Ausweitung des Studienangebots liegen, unter Beibehaltung höchster Qualitätsstandards. Wir müssen immer den Blick nach außen richten, auf das, was in der künstlerischen Bildung in Chile und international geschieht, um uns inspirieren zu lassen, ohne dabei unsere Identität zu verlieren, die uns charakterisiert und so einzigartig macht.

Pandemie und künftige Produktionen

 

Wie funktioniert die Schule in Zeiten des Covid-19?

Wie alle wollen wir bald wieder zur Normalität, zum Präsenz-Unterricht zurückkehren. Wir haben nun einen verbesserten Onlineunterricht, in größeren Räumen und mit einer speziell hierfür entwickelten technologischen Infrastruktur. Dafür können wir neben den Räumen der Casa Richter auch Räume im Teatro del Lago selbst nutzen, um Gruppenunterricht abzuhalten. Dafür werden wir nach und nach von Onlineunterricht zu hybridem Unterricht übergehen, wo das Onlinemodell für jene Studenten, die noch nicht in unsere Räumlichkeiten kommen können, weitergeführt wird. Diese gemischte Umsetzung des Unterrichts wird auch einen positiven Effekt haben, wenn wir zum Präsenz-Unterricht zurückkehren, denn dadurch werden auch Schüler aus anderen Regionen und Ländern weiter teilnehmen können.

Könnten Sie uns einen Vorgeschmack geben auf Produktionen, die Schüler der Escuela de las Artes im Rahmen des künstlerischen Programms des Theaters aufführen werden?

Meine Absicht ist, dass alle Bereiche der Schule im Programm des Theaters präsent sind. Um den Überraschungseffekt bei der Vorstellung des offiziellen Programms nicht zu verlieren, möchte ich noch nichts Genaueres verraten. Ich kann aber schon sagen, dass die Chorstudenten Hauptakteure einer der ersten Produktionen sein werden. Sie werden ein zeitgenössisches Stück vorstellen, eine Herausforderung im Licht des Paradigmas, das wir im Moment durchleben und das in gewisser Weise die Barrieren niederreißen wird, die uns die Pandemie in den Weg gelegt hat. Es wird auch eine Eigenproduktion der Schule geben. Diese muss die Qualität haben, die wir am Teatro del Lago gewöhnt sind. Deshalb wird die Gesamtvorbereitung und jedes Detail dieser Inszenierung Teil der künstlerischen Ausbildung unserer Schule sein.

Wie beabsichtigen Sie, das Potential aller drei Unterrichtsbereiche – Instrumentalausbildung, Stimmbildung und Tanz – zu verbessern?       

 Es gibt einen Bereich, der allen dreien gemeinsam ist: die Bühne. Wir haben Professoren von einer Qualität, die in der Region und in ganz Chile unerreicht ist, wir haben eine der modernsten Bühnen Lateinamerikas, eine Gruppe von talentierten Schülern, die voll Ehrgeiz sind und es kaum erwarten können, auf der Bühne zu stehen. Was brauchen wir mehr? Wir dürfen nicht aufhören, nach Exzellenz zu streben, unsere pädagogischen Bemühungen in Kunst von und für die Gemeinschaft und für die Welt zu verwandeln, und wir müssen das Talent unserer Schüler fördern und sie auf die große Arena hinausführen, die das Leben des Künstlers ist, vor und hinter der Bühne.

Was wird Ihr Beitrag, Ihr persönliches Markenzeichen sein, das Sie in die Escuela de las Artes einbringen?

Während meiner Ausbildung habe ich mich immer bemüht, so viel Verschiedenes wie möglich aus der Welt der Kunst zu lernen, die darstellende Kunst miteingeschlossen. So eignete ich mir eine Reihe von Kompetenzen an, die mich bis zum Opernregisseur brachten. In der Escuela de las Artes möchte ich die Geheimnisse verraten, die wie ein unsichtbarer Faden alle diese Künste auf ein und derselben Bühne zusammenhalten. Dafür möchte ich, dass jeder Schüler alle Details, die hinter einer Inszenierung stehen, lernt und versteht, wie wichtig jedes Element ist, um die Künstler strahlen zu lassen. Dass Kreativität immer ein Motor ist, um Exzellenz zu suchen.

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